Casandra Krammer
Drawing by: MsCassyK
Ich glaube das ist einer des tollsten Szenen aus City of Glass. Und auch einer der längsten.
Viel Freude beim Lesen!


[...]
Magnus. Der Hexenmeister schleuderte blaue Flammenspeere
gegen die Iblis-Dämonen Eine der Wurfwaffen traf
einen sich nähernden Dämon mitten in die Brust, woraufhin
er sich mit einem zischenden Geräusch - wie von Wasser
ersticktem Feuer - zuckend wand und dann in einer Rauchsäule
auflöste. Doch andere Dämonen nahmen sofort seinen
Platz ein und Magnus feuerte eine weitere Salve glühender
Flammenspeere. Mehrere Iblis gingen zu Boden, aber ein
anderer Dämon, der gerissener war als die anderen, hatte
sich um Magnus herumbewegt und näherte sich ihm schräg
von hinten, bereit zuzuschlagen …
Alec dachte nicht lange nach. Stattdessen machte er einen
Satz, hielt sich an der Dachkante fest und sprang direkt
nach unten, bis er die Metallstange zu fassen bekam. Dann
schwang er sich einmal um ihre Achse, um seinen Sturz abzubremsen,
ließ sie anschließend los und landete geschickt
auf dem Boden. Überrumpelt fuhr der Dämon herum; seine
gelben Augen glühten wie funkelnde Edelsteine. Wenn Jace
jetzt an seiner Stelle gewesen wäre, dann hätte er bestimmt
noch einen cleveren Spruch losgelassen, schoss es Alec

durch den Kopf, eine sarkastische Bemerkung, ehe er die
Seraphklinge gezückt und dem Dämon in den rauchigen
Leib gerammt hätte. Aber das Ergebnis blieb das Gleiche:
Mit einem schrillen Aufschrei löste sich der Dämon in Luft
auf und ließ bei seinem gewaltsamen Verlassen dieser Dimension
nur einen feinen Aschenregen zurück, der über
Alec niederging.
»Alec?« Ungläubig starrte Magnus ihn an. Er hatte inzwischen
die restlichen Iblis-Dämonen ins Jenseits befördert
und der Platz war bis auf sie beide vollkommen leer. »Hast
du … hast du mir gerade das Leben gerettet?«
Alec wusste, dass er an dieser Stelle eigentlich etwas sagen
sollte, etwas in der Art von Natürlich! Schließlich bin
ich ein Schattenjäger! oder Dos ist nun mal mein Job. Jace
hätte bestimmt etwas Derartiges gesagt. Jace wusste immer
die richtige Antwort, in jeder Situation. Doch die Worte, die
schließlich aus Alecs Mund kamen, klangen vollkommen
anders - irgendwie bockig, selbst in seinen eigenen Ohren.
»Du hast mich nicht ein einziges Mal zurückgerufen«, stieß
er hervor. »Ich habe dich so oft angerufen und du hast dich
nicht einmal zurückgemeldet.«
Magnus musterte Alec, als hätte er den Verstand verloren.
»Deine Heimat wird angegriffen«, erwiderte er. »Die
Schutzschilde sind zusammengebrochen und in den Straßen
wimmelt es vor Dämonen. Und du willst wissen, warum ich
mich nicht bei dir gemeldet habe?«
Trotzig schob Alec das Kinn vor. »Ich will wissen, warum
du mich nicht zurückgerufen hast.«
Mit einem Ausdruck entnervter Verzweiflung warf Magnus
die Arme in die Luft. Interessiert beobachtete Alec, dass
sich dabei ein paar Funken von seinen Fingerspitzen lösten,

wie Glühwürmchen, die aus einem Einmachglas entwischten.
»Du bist ein verdammter Idiot!«, stieß Magnus hervor.
»Deswegen hast du mich nicht angerufen? Weil ich ein
Idiot bin?«
»Nein.« Mit hoch erhobenem Kopf marschierte Magnus
auf Alec zu. »Ich habe mich nicht gemeldet, weil ich es leid
bin, dass du mich immer nur dann in deiner Nähe haben
willst, wenn du irgendetwas brauchst. Ich bin es leid zuzusehen,
wie du jemand anderen anhimmelst - jemanden, der,
nebenbei bemerkt, deine Gefühle niemals erwidern wird.
Jemand, der dich nicht liebt… nicht so wie ich dich liebe.«
»Du liebst mich?«
»Du dummer Nephilim«, sagte Magnus geduldig. »Warum
wäre ich sonst wohl hier? Warum hätte ich wohl sonst
die letzten Wochen damit verbracht, all deine geistesschwachen
Freunde wieder zusammenzuflicken, sobald sie sich
mal wieder verletzt haben? Und dich aus jeder lächerlichen
Situation zu holen, in die du dich hineinmanövriert hast?
Ganz zu schweigen von meiner Hilfe bei der Schlacht gegen
Valentin. Und das alles, ohne auch nur einen einzigen Cent
zu kassieren!«
»So habe ich das noch gar nicht betrachtet«, räumte Alec
ein.
»Natürlich nicht. Du hast die Situation noch auf keine
Weise betrachtet.« Magnus’ Katzenaugen funkelten vor
Wut. »Ich bin siebenhundert Jahre alt, Alexander. Ich weiß,
wann etwas nicht funktioniert. Du hast mich deinen Eltern
gegenüber ja noch nicht einmal auch nur erwähnt.«
Sprachlos starrte Alec ihn an. »Du bist siebenhundert
Jahre alt?«

»Also gut, achthundert«, gestand Magnus. »Allerdings
sehe ich nicht danach aus! Aber das steht hier nicht zur Debatte.
Der entscheidende Punkt ist schließlich …«
Doch Alec sollte nicht mehr herausfinden, was der entscheidende
Punkt war, da in diesem Moment ein weiteres
Dutzend Iblis-Dämonen auf den Platz strömte. Alec spürte,
wie ihm der Mund offen stehen blieb. »Verdammt!«
Sofort wirbelte Magnus herum und folgte Alecs Blick.
Die Dämonen hatten sich bereits fächerförmig um sie herum
ausgebreitet und ihre gelben Augen glühten bösartig. »Das
ist wirklich ein ganz mieser Trick, das Thema zu wechseln,
Lightwood«, nörgelte Magnus.
»Ich sag dir was.« Alec griff nach seiner zweiten Seraphklinge.
»Wenn wir das hier heil überstehen, verspreche
ich dir, dass ich dich meiner gesamten Familie vorstellen
werde.«
Magnus hob die Hände und spreizte die Finger, von denen
einzelne azurblaue Flammen in die Höhe schössen. Sie
ließen sein breites Grinsen in einem funkelnden blauen
Schein erstrahlen. »Abgemacht!«

[...]
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